Beamlines leiten das Licht

Im PETRA IV-Speicherring entsteht das ultrahelle Röntgenlicht. Das Licht gelangt in Röhren zu den Messplätzen, wo Forschende ihre Proben damit durchleuchten.

Vier Experimentierhallen gruppieren sich zukünftig am 2300 Meter langen PETRA IV-Speicherring. Hier wird das Licht über die zum Teil hundert Meter langen Metallrohre zu den Messplätzen geleitet. Insgesamt entstehen für PETRA IV bis zu 36 dieser Strahlführungen; Fachleute sprechen von Beamlines.

PETRA IV soll ab 2032 mit 19 Beamlines in Betrieb gehen, weitere 12 Strahlführungen werden in der neuen Experimentierhalle bis Ende 2035 aufgebaut. Fünf zusätzliche Plätze für neue Strahlführungen bleiben frei, sodass man Platz für neue Technologien und für die Zusammenarbeit mit Firmen hat.

Geländeplan mit PETRA IV-Speicherring und vier Experimentierhallen.
Geländeplan mit PETRA IV-Speicherring und vier Experimentierhallen. Aus den Kurven des Ringbeschleunigers wird Röntgenlicht über die Beamlines zu den Experimenten geleitet. Illustration: DESY, Science Communication Lab

Die Bilder zeigen den Weg des Lichts durch PETRA IV: Aus dem Speicherring in die Beamline zum Objekt, das experimentell untersucht wird.

 

Was für Objekte werden im Röntgenlicht untersucht?

Die Messplätze am Ende der Beamlines bieten optimale Experimentierbedingungen für ganz unterschiedliche Forschungs- und Entwicklungsprojekte. So sind einige Messplätze auf die Analyse von Biomolekülen spezialisiert, andere auf die Untersuchung von neuen Hightech-Werkstoffen. Wieder andere ermöglichen die präzise Untersuchung von Nanomaterialien oder Mineralien aus dem Erdinneren.

Christina Krywka im Gespräch mit einem Kollegen

Röntgen-Screening für Werkstoffe

Eine neue, visionäre Methode für die Materialwissenschaften

Für ihre Experimente besuchten 2023 mehr als 3500 Forschende die 25 Strahlführungen, die schon heute bei DESYs Anlage PETRA III in Betrieb sind. Die herausragenden experimentellen Möglichkeiten, der Probendurchsatz und die neuen Serviceangebote werden einen größeren Kreis von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen anziehen. DESY rechnet mit mindestens 5000 Forschenden.

Die Analyse diverser Trendstudien sowie des Bedarfs aus Wissenschaft und Industrie bilden die Grundlage für die Konzeption der geplanten Beamlines.

Die Grafik zeigt, dass die Untersuchungsmethoden der Beamlines von PETRA IV hervorragend für zukunftsweisende Forschungsfragen und Produktentwicklungen geeignet sind.
Wichtige Forschungsfelder und Technologietrends, die mit dem geplanten Portfolio an Strahlführungen an PETRA IV untersucht werden können. Die Übersicht zeigt, wie die verschiedenen Techniken und Strahlführungen für alle Herausforderungen in den technologischen Schlüsselbereichen eingesetzt werden können. Die verschiedenen analytischen Möglichkeiten ergänzen sich gegenseitig. Grafik: DESY, Gesa Harms

Leistungsstark und präzise: PETRAs neue Beamlines

Die neuen Möglichkeiten von PETRA IV werden an bis zu 36 Beamlines genutzt. In der folgenden Liste sind neun dieser Beamlines detaillierter beschrieben.

Diese Beamline erzeugt hochenergetische Röntgenstrahlung, die Materialproben besonders tief durchdringen kann. Dadurch lässt sich zum Beispiel detailliert beobachten, wie sich ein Akku auf- und wieder entlädt – Erkenntnisse, die zu länger leistungsfähigen Speichermaterialien führen können.

Hier lässt sich Materie unter extremen Bedingungen untersuchen, insbesondere bei hohen Drücken und Temperaturen. Unter anderem geht es um die Herstellung neuer, diamantähnlicher Werkstoffe, die außergewöhnliche mechanische Eigenschaften zeigen.

Sie erlaubt es, Prozesse in ungeordneten Materialien zu verfolgen, etwa in Kunststoffen oder biologischen Zellen. Damit lässt sich beispielsweise analysieren, welche Rolle Wassermoleküle bei der Faltung von Eiweißmolekülen spielen oder was bei der Korrosion eines Werkstoffs geschieht.

Der Einsatz eines Spezialroboters erlaubt das automatische Wechseln von Materialproben und dadurch einen hohen Probendurchsatz, was eine besonders effektive Nutzung ermöglicht. Auch das Forschungsspektrum ist überaus breit: Von neuartigen Solarzellen über biologische Proben bis hin zu Mikrometeoriten lassen sich die verschiedensten Stoffe genauestens untersuchen.

Hier lassen sich Proben mit dem feinen Röntgenstrahl punktgenau abrastern, zum Teil mit Nanometer-Genauigkeit. Dadurch ergeben sich hochaufgelöste Bilder, die eine Vielzahl an physikalischen Informationen enthalten. Erforschen lassen sich unter anderem Hightech-Materialien, neuartige Supraleiter für Quantentechnologien, aber auch Gesteinsproben von Kometen und Asteroiden.

Sie ist auf die Untersuchung biologischer Systeme spezialisiert. Damit lassen sich Spurenelemente wie Kalium oder Kalzium in Organismen aufspüren und die Angriffspunkte von Krebsmedikamenten erfassen. Außerdem soll die Beamline extrem hochaufgelöste 3D-Bilder ermöglichen, auf denen womöglich sogar die Lage einzelner Biomoleküle in einer Zelle zu erkennen ist.

Hier lässt sich die Kristallstruktur einer Probe punktuell und sehr detailliert analysieren. Damit kann sichtbar gemacht werden, wie und wo genau sich das Kristallgitter in einer Batterieelektrode so aufblähen kann, dass es geschädigt wird. Nachhaltigere Batterien ließen sich so erforschen.

Bei dieser Beamline lassen sich unter anderem die elektronischen und magnetischen Eigenschaften einer Materialprobe sehr genau als Funktion des Ortes abtasten. Das kann zum Beispiel bei der Entwicklung hochempfindlicher Magnetsensoren helfen.

Diese Beamline analysiert die Elektronen, die beim Beschuss mit Röntgenstrahlung aus einer Probe herausgelöst werden. Damit können die elektronischen Eigenschaften von Halbleitern und neuartigen Quantenmaterialien extrem genau vermessen werden. Durch präzises Abrastern lassen sich auch elektronische Bauteile präzise inspizieren.

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